Russland 2009 – Tag Trinnadsat (letzter Tag)

1. August 2009

An dieser Stelle muss ich den geneigten Leser darüber aufklären, das es mir (also dem Björn) jeden morgen ein inneres Laubhüttenfest ist, meine ganz persönliche weckzeremonie mit den Delrather Rovern durchzuführen. Das Aufwecken gestaltet sich zwar mittlerweile gewohnt schwerfällig, aber (um kein eigenlob zu vermeiden) recht effektiv. Selbstverständlich sei hier auch die zusammenarbeit mit den frisch geweckten erwähnt, die zumeist aus geworfenen (zum glück stumpfen) gegenständen besteht. Genauere Inhalte sind aber bitte den betroffenen zu entlocken, ich möchte der beschreibung hier nicht vorgreifen.
Nach diesem nun ebenfalls gewohnten Ritual gab es das heißgeliebte Frühstück, das wie jeden morgen aus liebevoll zusammengestellten Zuckerflakes besteht. Die wenigen Sekunden die daür zur verfügung stehen werden wie immer effektiv genutzt um dann mit vollem Mund zum Flagge hissen aufzubrechen. „Rover Moersch“ macht seinen Job, wir versagen gemeinsam beim versuch die Russen bei der Hymne zu übertönen und der Tag startet. Zum Glück wieder voller Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen. Mittlerweile haben wie der schattigen Zeltplatz unter den Bäumen sehr zu schätzen gelernt.
Wärend des letzten Tages hat „Atjom“ (Die Russischen Insider kennen natürlich seinen Forrestname „Sparrow“ und sicher auch die korrekte schreibweise des Namens) mit viel anstrengender Arbeit einen Hüfthohen Seilgarten hergestellt. Dieser ist auch sofort Activity Nummer eins für das Deutsche Nationalteam, direkt gefolgt von einer Fortsetzungsrunde Fechten, das wieder mit begeisterung aufgenommen wird. Gleichzeitig lernt eine kleine handverlesene Abteilung der Russischen Pfadfinder an unserem Camp Feuerspucken. Mit großer konzentration und überzeugenden Ergebnissen wird hier an einer kleinen Feuershow gefeilt.
Sobal es essen gibt, zerstreuen sich die Teilnehmer der activities; Teilweise jedenfalls. Aus irgendwelchen Gründen ist das deutsche Essdach immer ein Treffpunkt für eine bunte Mischung neugieriger Pfadfinder (jaja, und -innen natürlich). Lars und Marius ernten durch ihre pure Anwesenheit schon Augenaufschläge und scheue Blicke. Berührungsängste schein t es nie gegeben zu haben. We are trying to keep all diskussions in English whenever russian people are our guests, which improves the bad english on both sides to a newer level of crazyness. Es kocht wieder die Knoblauch-Crew und es gibt sehr … hmm … würziges Gemüse-Pilze-Durcheinander mit Nudeln.Ja, man verließt sich hier nicht, der Nudelbrei hat sich auf magisch anmutende Weise in echte einzlne und eindeutig zu erkennende Nudeln verwandelt.Nur echt mit ganz wenigen Ascheflocken.
Ein Teil der Gruppe entschliesst sich, die Freizeit nach dem Essen am Strand zu verbringen. Verständlich, das Wetter läd definitv dazu ein. Der Rest beginnt zwei wichtige Ereignisse vorzubereiten: Die traditionelle Delrather Pfadfinderversprechens-Zeremonie, natürlich ebenfalls am Strand, und das Anstehende Großereignis von Janas Geburtstag. Ohne Frage selbstverständlich auch am Strand. Dieser scheint unser zweites abendzuhause zu werden, die zehn Minuten Fussweg sind es allemal wert. Hektisch wird schonmal Feuerholz zum mitnehmen gehackt. Apropos: durch unkenntnis (oder vielleicht auch rohe Gewalt) haben wir schon zwei Äxte (beide gefühlte hundrt Jahre alt) auf dem Gewissen und man schaut uns immer skeptisch an, wenn wir nach mehr Werkzeug fragen. Zum Glück hatte der Lagerarzt vor einer Weile schon ein einsehen und weihte Kristof und Timo in die hohe Kunst des effektiven zerspaltens ein.
Doch bis dahin ist noch ein bisschen Großgruppenprogramm angesagt. Es gibt das gewaltige WAR GAME. Die ernsthaftigkeit in der dieses Spiel offenbar betrieben wird wid uns erst klar, als wir etwas perplex vor der Campgemeinschaft antreten, die sich überwiegend in Russiches Flecktarn (und teilwise auch sehr bemüht in neongrüne „Tarn“ Discokleidung) gewandet hat. Einige der Hosen erinnern ein wenig an Schlafanzüge der 60er Jahr, scheinen aber nichtsdestoweniger recht effektiv zu sein, wenn es um das tarnen im Wald geht. Wir vier Mitglieder der Deutschen delegation sehen zu, das wir zumindests lange Hosen anziehen. Das Spiel erstreckt sich über ein riesiges Waldgebiet; es geht darum von der feindlichen „Army“ ein Artifakt zu erbeuten, das durch einen Railgun-Guy bewacht wird der duch das aussprechen eines Namens (oder einer zutreffenden Beschreibung wie „red hair Guy black shirt dirty nose“). Der Rest der Army bekämpft sich durch fangenspielen, gefolgt vom theatralischen Vergleich der vorher sorgsam an jeden Spieler verteilten Zahlenkarte. Auf diesen Karten stehen nummern, wobei die höchste immer die niedriege besiegt aber die niedrigste wiederum die höchste. Der aktivismus der Teilnehmer fällt sehr unterschiedlich aus; von einer Stunde tiefschlaf in einer Sandkuhle zwischen Blaubeerbüschen und Moos (mit einigen ebenfalls schlafenden Russischen Kindern die sich für die Beine dieses Kandidaten als Kopfkissen entschieden) über blindes Kamikazegerenne bis hin zu klugen taktischen Operationen im Team ist alles dabei. Entsprechend erschöpft schlurft am Ende des Spiels die viedervereinte Großarmee in Richtung flagbreak-field. Wir werden sehr interssiert angeschaut, als wir nur zu viert dort auftauchen, denn der Rest ist ja am Strand und gibt sich das Versprechen. Wir geben alles, singen beinahe Synchron die Nationalhymne und ernten Anerkennung. Von dort aus gehen wir direkt zum Strand zur Geburtstagsparty. Glücklicherweise sind wir auf die Minute pünktlich.
Hier wird jetzt bis in die frühen (und teilweise auch schon fast nicht mehr frühen) Morgenstunden gefeiert und der quasi letze Tag genossen. Nach und nach stehlen sich auch die Russen/innen dazu (diejenigen die offiziell um 23h im Bett sein müssen und diejenigen die stolzerhobenen Hauptes offiziell Feiern dürfen) und es wird ein sehr lustiger Abend. Natürlich einschliesslich mehrfacher Nacht- und Nacktbadesessions mit dicht gefolgtem Aufwärrmen am Strandfeuer. Urgemütlich und einfach „Rover“.
Oh, und der rote Hund, der uns aus ungeklärten Gründen vorgestern von der Bania aus gefolgt ist, ist wieder verschwunden. Wir haben ihn wegen der Färbung „Firefox“ genannt und seine von da an ständige kuschelige Gesellschaft genossen. Jetzt ist er wohl wieder zurück bei seinem einheimischen Herrchen.
Dies wird voraussichtlich der letzte Eintrag sein; heute wird nämlich (leider) gepackt und morgen in aller Frühe (8Uhr, fürchterlich) dann geflüchtet (leider, leider). Einige Russen scheinen uns jetzt schon zu vermissen und ein großer Teil möchte gerne mal deutschland besuchen, wir sind gerührt.

Hint, hint: Voraussichtlich werden wir morgen (am 2. August) um 15.35Uhr in Düsseldorf am flughafen aufschlagen. Vorausgesetzt natürlich, wir werden nicht als Zigarettenschmuggler verhaftet, als (Fotografierende-) Terroristen an die Wand gestellt oder mit dem Ungetüm an Urzeitbus im (tausende Kilometer großen) Wald gestrandet sein. Ein ganz kleines bisschen freuen wir uns schon auf Zuhause, aber ein paar Tage würden wir es hier liebend gerne doch noch aushalten 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.