Russland 2009 – Zurück nach hause

2. August 2009

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Tag Chetirnadtstat … der Rückflug
Wie zu erwarten, hat das nächtliche bloggen nicht mehr so recht geklappt. Mitschuld daran trägt natürlich auch die Kürze der Nacht, aber beginnen wir mit dem Anfang.

Gestern Nacht hat sich die Russische Lagerleitung ein paar ganz besonders tolle Sachen ausgedacht, um uns die Abreise extra schwer zu machen. Ab dem Spätnachmittag fiel das Programm quasi flach, denn es wurden Tücher getauscht und mit enthusiastischen Grüßen beschriftet („You are unreal funny person“), es gab E-Mail und ICQ-Listen und -Hemden. Die gegenseitige Herzlichenkeit dieses Abends wurde dann durch ein riesiges Campfire auf die Spitze getrieben. Rund um den gut zwei Meter hohen Holzstapel wurde ein Massentheaterstück in dem alle Teilnehmer auch Akteure waren aufgeführt, laut im Chor geschrien und – dieser Teil gefiel uns am besten – eine Russische Tradition weitergegeben. Wie erhielten (wie alle anderen Scouts auch) ein Halsband aus Wolle, an welches ein kleiner Strauss Wollstückchen gebunden war. Der Sinn ist nun, in einer sehr offenen (30 Minutes RT …) Phase für jeden (natürlich nur jeden gewünschten) Freund/Freundin/Wasauchimmer ein Stückchen Wolle aus dem eigenen Straus zu zupfen und dem Gegenüber mit einem Wunsch, Satz, Spruch oder netten Worten zusammen an das besagte Halsband zu binden. Dafür gab es auch ausreichend Zeit, denn ein feines 3cm-Stück Wolle im dunkeln mit Roverfingern zu knoten ist eine echte Herausforderung an die Feinmotorik.
Eine wirklich begeisternswerte Sache: wir stehen irgendwann mit riesigen Wollknüpfschnuren um den Hals um das (mittlerweile doch brennende) Feuer. Der eine oder andere verkneift sich doch tatsächlich eine Träne, es wird natürlich auch von uns ganz viel Wolle mit einem Wunsch oder gruss verteilt. Ich glaube nicht, das irgendein Teilnehmer dieser Abendrunde dieses Band jemals abgeben oder wegwerfen könnte – eine kurze panikartige (aber glücklicherweise erfolgreiche) Suche nach Janas abhanden gekommenem Erinnerungsstück belegt den Emotionalen Wert dieser an sich sehr einfach Idee.
Gemeinschaftlich wird das Feuer dann (mehrsprachig) in Grund und Boden gesungen und einige neue Gitarrenvirtuosen Talente offenbaren sich mit tollen Musikstücken. Selbstverständlich fehlt auch das Rudern des Piratenschiffes und das afrikanische Kinderlied nicht.
Zum Glück haben wir vormittags schon gepackt und die Jurte abgebaut, denn es ist wirklich spät geworden. Offenbar wird für die Verabschiedung die sonst so strikte Bettzeitregelung gelockert. Trotzdem finden wir noch einen Moment um mehr oder weniger gemeinsam die verschiedenen Nachtfeuer aufzusuchen, einen letzten Zug Mückenvertreibenden Birkenrauch zu geniessen und gehen dann mehr oder weniger alle schlafen. Freundlicherweise wird den nun jurtenlosen Schläfern ein kleines Tarp zur verfügung gestellt – glücklicherweise bleibt aber auch dies trocken.

Morgens um 7Uhr (RT – 5Uhr in Deutschland) geht es los. Die Weckzeremonie fällt etwas kürzer aus als gewohnt, weil noch Reste einzupacken sind, Müll zu verstauen ist und Potatoes vernichtet werden müssen. Wir werden mit Wegzehrungskuchen versorgt und tatsächlich von einigen noch wachgebliebenen oder sogar frisch aufgestandenen Russen bis zum Camprand begleitet. Ein paar Meter (RM – russische Meter) weiter steht der „Bus“ der uns zuverlässig zum SNP Flughafen bringt. Die zwei Stunden eincheckzeit die die Russische Flughafenorganisation einräumt passen auf die Sekunde, was leider bedeutet das für einen Teil von uns der erhoffte Shopbesuch ausfallen muss. Nunja, Zeit für die langfristige Versorgung mit Zigaretten war ja vorher genug.

Mittlerweile (ich spreche nun nur noch aus vollkommen Egozentrierter Sicht) bin ich zuhause. Meine Eltern (die dieses Blog auch gelesen haben) haben es sich nich nehmen lassen, eine umfangreiche Nahrungsversorgung zuorganisieren. Eine riesige Portion Fleisch (und scharfer Geürze) später fühle ich mich spontan vollkommen reintegriert. Bis zum Blick in den Spiegel jedenfalls, denn in den zwei Wochen Rasiererabstinenz hat sich eine umfassende wollige Moskitoschutzschicht im Gesicht entwickelt. Diese werde ich gleich auch bekämpfen und den Rucksack von den geräucherten Kleidungsstücken befreien.

Die Fotos und Bilder kommen noch (versprochen !), eine nahezu vollständige Kopie der Aufnahmen liegt mir vor. Die Knapp 4200 Bilder wollen nur erst kurz *räusper* vorsortiert werden um diese tolle Fahrt auch so zu zeigen, wie sie war: Ein (zumindest für mich) unvergessliches Abenteuer.

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