In sieben Tagen durch vier Länder

30. Oktober 2019

Abenteuer pur: Sechs Rover der Stämme St. Marien und St. Franziskus wanderten über die Herbstferien durch Frankreich, Belgien, Luxemburg und Deutschland – ohne geplante Nachtlager. Hier der Bericht von einem „modernen“ Haijk.

Wer braucht schon eine gemeinsame Sprache

Wegen des Länderüberganges nach Frankreich war die gemeinsame Anreise zum praktisch willkürlich gewählten Startpunkt in „Longwy“ nicht einfach. Von der gemütlichen Couch lässt sich nämlich nur die Deutsche Bahn buchen, bis zu dem Punkt wo ein anderes Bahnsystem beginnt. Doch Abenteuer lassen sich sowiso nicht planen, daher beschloss die Roverrunde kurzerhand, das die Reise auch gleich mit einem solchen beginne könne. Dabei gab es sofort eine tolle neue Erfahrung: In Luxemburg ist das Bahnfahren für Unterzwanzigjährige kostenlos.

„Longwy“ sieht man die Vergangenheit als industrielles Zentrum und Kriegsschauplatz heute noch an. Beispielsweise an der katholischen Kirche, deren Gemeindemitglieder uns in Form verschiedener Gastfamilien aufnahmen, sieht man wie auch am Rathaus noch zahlreiche Einschusslöcher aus dem zweiten Weltkrieg.

Die erste Nacht verbrachten wir dann ein Grüppchen aufgeteilt auf drei Familen, die uns überaus herzlich aufnahmen und umsorgten, obwohl wir uns im Gottesdienst praktisch gerade erst kennengelernt hatten. Mit gebrochenen Englischkenntnissen und dem Google-Übersetzer wurden so schnell und sehr spontan neue Freundschaften geschlossen. Die Französischkenntnisse der Rovergruppe waren nämlich ähnlich dürftig, wie die Deutschkenntnisse der Gastgeber. Interessanterweise schien das aber nie ein Hinderniss zu sein, alle Beteiligten nahmen diese Konstellation gerne als Herausforderung an.

So schön kann ein Morgen auf so einem Haijk aussehen

Am nächsten Tag begann unser erster echter Hiketag. Um die vier Länder zu (vervollstängen), wurde schnell die Entscheidung gefällt zuallererst die Grenze nach Belgien zu überqueren. Zufällig gilt Belgien ja auch als Land in dem die Pommes Frittes erfunden wurden, so bot sich der „Ausflug“ zum Mittagessen gradezu an. Von Belgien aus war der Weg nach „Schouweiler“ in Luxemburg dann als erste ernsthafte Laufetappe, mit gut zweiundzwanzig Kilometern Strecke, gut zu bewältigen.

Regen gab es auch, aber gegen schlechtes Wetter gibt es schliesslich gute Kleidung

Von dieser Stadt aus begleiteten uns ab nun einige durchaus seltsame Begegnungen. Zum Beispiel ein Stück weit das belgische Königspaar, eine popöse (und sehr überraschende) Militärparade, eine aus dem Nichts erscheinende (selbsternannte) DPSG-Altbekanntschaft und natürlich eine selbstgesungene Mischung aus Schlagersongs und Klassikern der 90er.

Die tägliche Suche nach geeigneten Schlafplätzen führte uns zu verschiedene Orten. Besonders in Erinnerung wird uns aber das „Sympatischen blauen Haus“ bleiben. Eigentlich hatten wir keinen Grund hier zu klingeln, denn besagtes blau gestrichenes Haus lag deutlich abseits des Weges. Doch wie es der Zufall wollte, öffnete hier die Schwester des ehemaligen Pfadfindervorstandes des Ortes – und schon war ein weiteres gemütliches Nachtlager gefunden. Weitere glückliche Zufälle dieser Art führten uns auf dem Weg in verschiedene Pfarrheime, wunderschöne Orte entlang der Mosel und nach sieben Tagen Reise auch nach Trier. Von dieser „ältesten Stadt Deutschlands“ aus brachte uns die Bahn wieder zurück nach Witten.

Die altrömische „Porta Nigra“ begrüß uns in Trier

Die vielen Begegnungen mit überaus freundlichen Menschen, spannende Orte und die Gemeinschaft während des Weges sorgten für einen wunderschönen Hike voller bleibender Erinnerungen. Wir wünschen möglichst vielen Roverrunden eine solche Erfahrung. Nach der anfänglichen Überwindung sich auf einen praktisch vollständig ungeplanten Weg einzulassen, hat sich das Abenteuer mehr als gelohnt.

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