Russland 2009: Tag dvenadtsat

30. Juli 2009

Wo auch immer sie hin sind, sofort am Morgen beim Appell (fast komplett, zerzaust, sehr leise – die russen aber auch nicht) fällt auf, das die Mückenplage sich heute in Grenzen hält. Heute ist wieder Workshoptag: Fechten, Tauchen, Treining (Pädagogische Gruppenspiele) und ähnliches; wir verbreiten mit großem Anklang die Kunst der Briefeiererzeugung.Dabei bereitet man Eier über dem Feuer in Papierumschlägen zu; selbstverständlich wir den Russischen Runden dafür der Name „Björneier“ fest eingeprägt. Bei den deutschen findet Fechten und Pistolenschiessen (mit 4.5mm Diablomunition) grossen Anklang.
Zu mittag bereitet Jana gerade Angebratene Ananasstückchen mit Zwiebeln vor, was im ersten Moment vielleicht etwas seltsam klingt aber wohl ganz gut schmecken soll. Zwiebeln mit Ananas auf Graubrot … Na dann.
Später mehr – es ist hier immer genug zu tun. Wenn sich noch mitschwimmer finden, werde ich versuchen einen der Tauchkurse mit zu machen.

Viele, vielen Dank für die supernetten Kommentare und Grüße; wir haben diese gerade wieder  gemeinschaftlich verlesen und hatten großen Spaß dabei (Yeah, Socken!!). Es geht tatsächlich allen prächtig (der Fuss ist auch schon wieder auf dem allerbesten Weg, morgen voraussichtlich wiedr wandertauglich) und wir könnten eigendlich noch eine Woche dranhängen 🙂

UPDATE
Tauchen hat leider nicht geklappt. Der Rest der Runde hat ebenfalls einen Bogen um dieses nette Angebot gemacht. Denn der seltsame Besucher von neulich Nachts der da schon nur noch sehr stark eingeschränkte kommunikative und motorische Fähigkeiten an den Tag legte ist der Tauchlehrer. Auch der zugehörige Campaufbeu seinerseits lässt eher auf eine Überportion Enthusiasmus als Profesionalität schliessen und so wird diese Activity kollektiv ausgespart.
Das ist an sich aber auch überhaupt nicht schlimm, denn wir müssen ja für das ganze Camp kochen. Die Anzahl zu bekochender Pfadfinder schwankt zwar immer wieder zwischen 50 und 70 Personen (vermutlich RZW = Russische Zählweise) aber wir lassen uns von solchen kleinigkeiten natürlich nicht mehr entmutigen. Da wir selbstverständlich größten Wert auf kulinarisch überzeugende Kost setzen, werden wir sehr erfinderisch. Wir Tischen (nach vier Stunden kochen) auf: Kiloweise Pellkartoffeln, Eimerweise köstliche arme Ritter, den Hordentopf Reis, dazu die (tatsächlich ausgezeichneten) Ananaszwiebeln und dazu zwölf (!) verschiedene Dips und Kräuterbuttermischungen. Verarbeitet wurden darin Literweise Mayonaise und Käse, zwölf (!) Knollen (!!) Knoblauch (!!!), frische Kräuter und allerhand Kreatives drumherum.
Der überragende Erfolg gibt uns recht: Wie ein Schwarm Piranhas stürzt sich das Camp auf das fantastisch riechende und dekorierte Buffet. Wir werden völlig überrannt, weswegen es leider auch keine Fotos vom Essen oder von der Attacke gibt. Die Menge Essen für gefühlte hundert Leute ist innerhalb von zwanzig minuten restlos vernichtet und man überschüttet uns mit Komplimenten „very good delicious“. Wir freuen uns riesig und haben das gefühl das der Aufwand nicht umsonst war. Es hat auch jeder mitgeholfen, es gab schliesslich genug zu tun. Wir sind gespannt wie das Olesch-Ayoli wohl auf Russen wirkt 🙂
Nach dem Essen folgt, wie jeden Abend das Abflaggen. Hier geschieht das absolute Highlight des Tages: Wir (also das komplette internationale Camp) stehen aufgereiht im Carree um das Flagfield und es kehrt die „Augen geradeaus“-Ruhe ein. In diesem Moment größtmöglicher Stille ertönt ein markerschütterndes vibrierendes Geräusch aus  Richtung der nicht weit entfernten Lagerklos, mitten ins Zentrum der konzentrierte Runde. Ein verschämter Blick in die Runde offenbart auch schnell die mutmaßlichen Eigentümer der akustisch aktiven Verdauungsorgane: Deutsche. Über mehr soll an dieser Stelle nicht berichtet werden, außer das es eine ganze lange Weile dauerte bis das Lachen einen erneuten Versuch zum einholen der Flagge erlaubte. Und selbst die Hymnen klingen heute gesungen wie mit schmunzelndem Mund.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.