Russland 2009 – Tag devyat (Gääääääähn)

27. Juli 2009

Der lange Abend rächt sich stellenweise mit etwas verquollenen Gesichtern und noch zerzausterem (aber nichtsdestoweniger pünktlichem) Erscheinen zum hissen der Flags. Das Frühstück noch in der Hand geht es übergangslos zur nächsten Runde des 3-Stationen-Spiels; es wird wieder gespielt (Julia spricht immenoch ausschliesslich Russisch, was die Spiele aber nicht langweiliger macht), „Russisch Wrestling“ kenngelernt (der Selbstverteidigungs- und Kampfstil der Russischen Armee) und mit dieser eine Mischung aus deutschen und Russischen Liedern gesungen. Den kleinen wird im laufe des Tages spielerisch beigebracht wie man sich erfolgreich gegen Samuraischwertattacken verteidigt, den Mädchen wie man nervenden an-den-Harren-ziehern die Arme bricht und allen anderen interssierten der Waffenlose aber nichtsdesto weniger effektive Waffenlose Nahkampf. Wir beschliessenm, das es vermutlich kein guter Plan ist, russischen Pfadfindern süssigkeiten abknöpfen zu wollen.
Das Teamwork in der Campsite wird nach und nach auch deutlich produktiver, die gemeinsamen Aktionen schweissen uns und die Russen tatsächlich zusammen. Leider fängt es kurz nach dem Mittagessen und der Mittagspause wieder an zu regnen. Tagsüber hatten wir wie gewohnt fantastisches Sommerwetter, einschliesslich der weniger fantastischen Blutsaugerplage, doch nun meint Mütterchen Himmel uns mit Londoner Nieselregen, der aber zunehmend an Fahrt gewinnt, befeuchten zu müssen. So wartet die nächste Runde CTF halt. Glücklicherweise ist das gestrige Spiel aufgrund einer Regelunregelmäßigkeit (die wie wie selbstverständlich auf Übersetzungsfehler schieben) trotz der drei runden unentshieden ausgegangen, so das keine Konkurrenzsituation das Lager spaltet 🙂
Im Moment sitzen wir bunt durcheinandergekuschelt rund um unser Koch- und Lagerfeuer und geniessen die kaum weniger spannend gewordenen Kommunikationsungereimtheiten. Ich lege im Moment das hinkebein entspannt hoch und blogge mit dem Netbook (das dazu im übrigen fantastisch geeignet ist, danke Lars). Neben mir wird fleissig an der Aussprache von „Isch libbe disch“ gefeilt und überraschend korrekt Rammstein zitiert. Das Kochteam aus Olesch, Jana und Marius ist noch unsicher, ob die für Chilli bestellten Lebensmittel heute noch eintreffen. Wenn nicht, wird es halt Backup-Nudeln geben, nach der schlemmerei der letzen Tage sicher auch zu verschmerzen.
Mittlerweile haben wir uns sogar schon fast an die Plumpsklolöcher und die Wasserversorgung aus der Quelle gewöhnt; längere Sitzungen in ersterem sind zwar immernoch meilenweit von „angenehm“ entfernt, aber der die Akzeptanz des wenig wählerischen Überlebensinstinkts gewinnt an nahezu alltäglicher Gegenwärtigkeit. Kurz: Es ist wunderschön hier, wenn man die Wiedrigkeiten als Herausforderung zu akzeptieren gelernt hat.
Lukas‘ nachgeschicktes Gepät entpuppt sich noch als segensreiche Schicksalsplanung: Aufgrund der zwangsläufig sparsamen Verwendung von Kleidung wärend der ersten Woche herrscht deutliche Redundanz vor – ein Segen für Menschen für mich, deren durchdachte logistische Sockenbedarfsplanung durch den Unfall schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Natrag: Heute wurde für ein paar Minuten der Stromgenerator angeworfen; hoffentlich ergibt sich diese Gelegenheit zum Stromschnorren morgen auch noch, sonst sind weitere verzögerungen dieses Blogs möglich. An dieser Stelle auch noch einmal vielen Dank für die Kommentare; in der abendlichen Lagerfeuerrunde werden diese regelmässig verlesen.

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