Schneidende Kälte drang durch den groben Wetterumhang und brachte seine Haut zum kribbeln. Trotz der Kälte und des Sturm hielt Harri seinen Zauberstab schon seit Stunden fest umklammert, so dass seine Fingerknöchel noch weißer hervortraten.  In der Ferne konnte er die Zinnen des Schloss Allzweckwarts schon sehen. Ronni und Hörminie waren mittlerweile bis zu ihm aufgeschlossen und …

Nee.

So oder so ähnlich klingen Überschriften und Artikel mit eingebauter „Weglessperre“. Das wissen fünf Leiter der Wittener DPSG St. Marien jetzt jedenfalls, denn diese besuchtem am letzten Wochenende ein Presseseminar im Bundeszentrum der DPSG in Westernohe.

Und es gibt sogar eine reportage zur Fahrt – mit der Extraportion Action. Klick auf:

Es klebt, es klebt! Oder auch nicht …

Unglaublich das man so viel Spaß mit einem Stück Holz haben kann. Da sind wir grade in der Mehrzweckhalle angekommen und schon geht es richtig los: Pfadfinder-Kleingruppen aus vier bis sieben Teilnehmern wird von einem Spielleiter ein Stück Klebeband in die erwartungsvoll ausgestreckten Hände gedrückt und die Regeln erklärt.

Der Klebestreifen  soll so schnell wie möglich und vor allem so hoch wie möglich an der Dachkonstruktion der Halle angebracht werden. Sofort wird laut diskutiert und gebastelt, eine Gruppe bringt ihren Klebestreifen beispielsweise in freier Auslegung der Regeln an einem einfahrbaren Basketballkorb an, der dann elektrischen bis unter die Hallendecke gezogen wird. Gelächter und Anfeuerungsrufe der umstehenden Gäste beflügeln die Ideen der Gruppen, erfolgreiche Versuche werden mit Applaus belohnt.

Die insgesamt zwanzig Pfadfinder trafen sich am letzten Novemberwochenende im Bundeszentrum der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg im Westerwald „Westernohe“ um fit für Pressearbeit zu werden. Das Spiel mit dem Klebeband diente nicht nur dem kaum zu übersehenden Gruppenspass, sondern lieferte Motive und Aktionskollagen für (zukünftige) professionelle Fotos und ausgefeilte Pressetexte. In die Halle wurde wegen des regnerischen Wetters ausgewichen, für ausgelassene Waldspiele waren die Temperaturen dann doch zu niedrig. „Es gibt zwar kein schlechtes Wetter, nur schlecht angezogene Leute“ sagt Gruppenleiter Björn Stromberg mit einem Augenzwinkern „Aber die Paparazzi“ er zeigt auf die hinter Blitzgeräten und Kameras verborgenen Gesichter „brauchen etwas mehr Licht als uns der Westerwald heute draußen gönnt“.

Ein Blitzlichtgewitter konzentriert sich derweil auf die Mitte der Halle: Wir knien im Kreis, Schulter an Schulter.  Die Hände sind paarweise nebeneinander verschränkt und liegen Flach auf dem Boden. Reihum wird im Kreis auf den kalten Hallenboden geklatscht, wer die richtige Reihenfolge verpasst muss unter lautem Gejohle seine Hand aus dem Kreis entfernen. So einfach das schnelle Heben der Hände aussieht, so kniffelig ist das Timing: Mit doppelklatschern wird eine Richtungsänderung angezeigt, was schnell dafür sorgt dass weitere Hände den Kreis verlassen müssen. Kaum ist dieses Spiel überstanden, wird es fast übergangslos still. Die neue Aufgabe heißt Papierflieger-Wettfliegen, der weiteste Flug des unter hoher Konzentration selbstgebastelten Flugobjektes soll gewinnen.

Wir –die Beobachter dieses Extra-Spektakels- verstecken uns rechtzeitig zum enthusiastisch durchgeführten Start der orangenen Flitzer hinter Stühlen und Bänken. Begleitet vom stetigen Schnappen der Spiegelreflexkameras und unter kritischen Blicken der mit Block und Stift ausgerüsteten Jungjournalisten ziehen die Flieger ihre (mehr oder weniger gerade) Bahn im Tiefflug durch die Halle.

Den frischgebackenen Presseprofis geht darum, verwendbare Motive für die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes einzufangen und diese mit zeitungstauglichen Texten zusammenstellen zu können. Da die Öffentlichkeitsarbeit in einem Pfadfinderstamm schon fast zum Standartrepertoire eines Gruppenleiters gehört hat man sich auch professionelle Hilfe geholt: Werbetexter Holger und Journalist Christopher leiten im Namen des RdP, des Rings deutscher Pfadfinderverbände, kompetent und Sicher durch das Programm des Wochenendes.

Am Sonntagabend sind sich alle Teilnehmer Sicher, viel mitgenommen zu haben. Denn zum ausdauernden Lernen gehört auch eine wichtige Einsicht: Es ist (anders als bei gewissen Klebestreifen) noch kein Meister vom Himmel gefallen.