Bericht vom World Scout Moot 2017 auf Island

29. August 2017

Björn und Jule bei der Moot opening Party am Úlfljótsvatn

Ein World Scout Moot ist ein internationales Pfadfinder­treffen der Roverstufe, also der Pfadfinder zwischen 18 und 26 Jahren. Das Wort Moot stammt aus der Altenglischen Sprache und bedeutet Versammlung.

Ein World Scout Moot für die Roverstufe findet etwa alle vier Jahre statt, ein Rover hat also theoretisch nur einmal im Pfadfinderleben die Chance ein Moot zu besuchen. Das ist es auch wert, ganz sicher.

Beste Laune ist bei IST die Standarteinstellung

Das Moot 2017 fand auf Island statt und wir beide – die Jule und der Björn – waren da. Nicht als Teilnehmer, sondern als „IST“, als Mitglieder des „Internation Service Team“, das als Campstaff fungiert.

Die Organisation vom #moot2017 war von der Größe, dem Stil und dem Auftritt her mit einem Roverway oder sogar einem World Jamboree vergleichbar. Knapp 5000 Teilnehmende Rover, „Participants“ genannt, waren auf der Insel. Auf zwölf verschiedene „Expedition Centers“ aufgeteilt begann für die Rover die Iceland-Erfahrung – vom Wandern und Snowmobilfahren über einen Gletscher über Segeltörns bis hin zum zelten an heißen Quellen war tatsächlich alles dabei.

Gleich als wir ankamen war Island schon bunt. Die Insel hat nur etwa dreihunderttausend Einwohner und aufgrund der Medienberichterstattung wussten praktisch alle Isländer über das Moot bescheid. Das Logo der Moots war „change“, farblich äußerst auffällig in Lila auf Orange und empfing uns schon am Flughafen unübersehbar. Die netten Welcome-Scouts am selbigen halfen uns auch direkt weiter und schickten uns in die richtigen Busse.

 

 

Für uns IST, in Summe etwa neunhundert aus 40 Ländern, begann das Moot auch etwas früher als für die Teilnehmer. Wir wurden dafür in Laugardalshöll, einem Sport- und Veranstaltungszentrum, auf das Moot eingestimmt. Drei Tage lang wohnten wir in verschiedenen Schulen in Reykjavík und besuchten das Start-Programm im „IST-Center“ (wie wir es nannten).

Ab dem Moment der Ankunft ist die Sprache ganz klar Scenglish. Eigentlich Englisch, aber mit vielen Scoutigen Hand-Fuß-Deutungen durchsetzt. Es ist tatsächlich schwierig ohne Fachwörter die Zusammensetzung von „Skyr“ zu vermitteln oder die tiefere Bedeutung von „Þetta reddast“ zu beschreiben.

Ein Blick direkt neben unseren Zeltplatz in Hveragerði

Von Reykjavík ging es dann auch direkt zu den Expedition Centers für den Aufbau und die vorbereitungen für die teilnehmenden Rover. Wir wurden Hveragerði (in etwa „Gjäragordhy“ ausgesprochen) zugeteilt, einer Stadtgemeinde etwa fünfzig Kilometer östlich von Reykjavík mit knapp zweitausend Einwohnern und sehr vielen Gewächshäusern.

Genau in einer solchen Gewächshäuserstadt, einer Gartenbauschule, schlugen wir auch unsere Zelte auf. Wortwörtlich mitten zwischen dampfenden Quellen, Gewächshäusern voller Bananen und dem örtlichen (natürlich beheizten) Freibad. Ja, Island versorgt sich selbst mit Bananen. Geothermie sei Dank.

Das Moot-Camp in der „Agricultural University“ von weiter oben

Hier trafen wir auch „unsere“ ersten Isländer die uns in den Platz und die Gebäude einwiesen. Die beiden Hauptverantwortlichen kamen von dem örtlichen Pfadfinderstamm, der auch einiges an Material an die Moot-Gruppe verlieh. Wir IST bauten also große Koch- und Aufenthaltszelt für die Teilnehmer auf, fuhren Material hin und her, bekochten das etwa vierzigköpfige IST-Team und bereiteten den Platz vor.

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Dann kamen auch endlich die Teilnehmer und bevölkerten das Gelände. Moot-typisch passiert das dann nicht in Schwarz- und Großzelten wie wir sie kennen, sondern in allerlei bunten Treckingzelten.

Nacht (3.00Uhr morgens) im Camp. Die Sonne geht über Monate nicht ganz unter.

Das einige Besucher mit der Ankündigung „Islandwetter“ nicht allzuviel anfangen konnten, wurde dann auch schnell klar. Beispielsweise verstanden die Besucher aus Brasilien unter „möglicherweise sehr schlechtem Wetter und viel Wind“ so etwas wie leichter Nieselregen bei 25°C und waren etwas von den Isländischen Böen überrascht. Doch Rover finde für alles eine Lösung und so wurde getauscht, ausgebaut, getaped und mit Erfindungsgeist ein Camp aufgebaut. Außerdem spielte das Wetter mit. So viel Sonne am Stück, über eigentlich das gesammte Moot, gibt es laut den Einheimischen eigentlich nie.

Haijk am Eyjafjallajökull

So startete nach der Ankunft und dem Aufbau auch das „Expedition“ Programm. In verschiedenen internationalen Gruppen durfte Island erkundet werden. Von Stadtbesuchen („easy“) bis stundenlanger Haijks durch das wunderschöne Island („medium/hard“) war alles dabei. Auch für die IST waren die Touren und die Versorgung ein hartes Stück arbeit.

Nach vier Tagen Erkundungen und Abenteuern im Subcamp Hveragerði wurde dann wieder eingepackt und abgebaut. Das Main-Event, der Moot mit allen Teilnehmern auf einem einzigen Zeltplatz fand im Scout Center Úlfljótsvatn statt, dem nördlichsten Pfadfinderzeltplatz der Welt. Alle Teilnehmer und IST wurden mit Bussen dorthingebracht.

Motivierter Frühsport am Úlfljótsvatn

Im großen Alþingi Camp gab es dann reichhaltig Programm, mit internationalen Begegnungen („Wie funktioniert Miswāk?“), Workshops („Island als 3D-Schlüsselanhänger zum selbergießen“) und gemeinsamen Aktionen wie dem allmorgentlichen Frühsport, Konzerten, OpenMic und Moot-Vorstellungen.

Es war ein tolles Camp. Für den durchschnittlichen IST („Welcome, our masters of troubleshooting“) zwar durchaus mit einiger Arbeit verbunden, aber trotzdem wundervoll. Island war wunderschön, die Isländer waren mehr als freundlich und die Orte und Expeditionen waren prägend. Von dem Motto „change“ nehmen wir einiges mit.

Wir empfehlen auch jedem Rover, einmal im Leben ein Moot (oder auch ein Jamboree) mitgemacht zu haben. Das Erlebnis der Internationalen Gemeinschaft, gegenseitiger Hilfe, konstruktiver Verständigung und neuer Freundschaften ist absolut einmalig.

Elf Uhr Nachts am heißen Fluss in den Bergen Reykjadalurs

 

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